Letzte Woche war ich auf der K5 Future Retail Conference in Berlin – ein Pflichttermin für alle, die sich mit digitalem Handel beschäftigen. Neben spannenden Gesprächen und inspirierenden Ausstellern ist vor allem ein Programmpunkt jedes Jahr das Herzstück: die K5 Thesen. In einem kompakten Format teilen führende Köpfe der Branche ihre mutigsten Prognosen zur Zukunft des e-Commerce. Und die hatten es dieses Jahr in sich. Im heutigen Newsletter gebe ich euch einen Überblick zum Nachlesen und Mitdiskutieren! Comsysto Reply realisiert seit über 15 Jahren komplexe e-Commerce-Lösungen für Kunden aus allen Branchen. Parallel dazu verfolgen und analysieren wir relevante Trends in unserem e-Commerce Lab, um schon heute bereit für die Herausforderungen von morgen zu sein. Unsere Insights teilen wir hier – jede Woche dienstags!
Künstliche Intelligenz: Agenten übernehmen das Internet
KI war das dominierende Thema der K5, und auch in den Thesen stark vertreten.
Agentischer Traffic wird bis 2030 fast auf Augenhöhe mit menschlichem sein – und Google Search wird sich im gleichen Zeitraum halbieren. Das ist noch nicht einmal eine These, sondern eine sehr plausible Marktanalyse von Stefan Wenzel.
KI-Agenten (ver)kaufen bald besser als Du. Der Klick wird irrelevant, entscheidend ist nur noch das Ergebnis. Beispielsweise können Kunden angeben, zu welchem Preis sie ein Produkt kaufen würden - wenn der Betreiber einer Armee von Agenten weiß, dass 20.000 Leute einen Artikel kaufen würden, wenn er 10€ billiger wäre, dann findet sich sicherlich auch ein Agent, der diesen Preis als Mengenrabatt aushandeln kann. Kurz: Wer die Agenten kontrolliert, kontrolliert den Markt. So sieht es zumindest Paul Krauss.
Und Alexander Graf ist sich sicher: KI ist für schlechte Player im e-Commerce keine Chance, sondern das Todesurteil. Nur die Besten und Innovativsten werden dadurch besser!
Die Rolle des Shops: Auslaufmodell oder Rückzugsort?
Ebenfalls von Alexander Graf kommt das Zitat:
“Onlineshops sind die Dieselmotoren des e-Commerce! Wer 2025 noch e-Commerce Manager einstellt, der stellt auch Faxgeräte ein."
Will sagen: Hier ist alles ausoptimiert, es passiert nichts Neues mehr, alle warten nur noch auf das Ende. Als Beleg hierfür nennt er Zalando – das wahrscheinlich beste e-Commerce Unternehmen Europas, das aber trotzdem nur 0-5% EBITDA Marge erzielt. Seiner Meinung nach haben die Plattformen gewonnen, denn Daten zu besitzen ist wichtiger als selbst Produkte zu vertreiben, weil die Ware nur so im richtigen Kontext und damit bestmöglich verkauft werden kann.
Etwas abgeschwächt schlägt Stefan Wenzel in die gleiche Kerbe. Für ihn werden klassische Online-Shops zur “Vinylschallplatte des Kundenzugangs” - für Liebhaber immer noch relevant, weil die Marke dort sehr erlebbar wird wenn die Qualität stimmt. Aber kein Massenphänomen mehr.
Und auch Kristina Mertens glaubt, dass sich der Kundenzugang massiv verändern wird. Kontext-optimierter Content muss der Kern des zukünftigen e-Commerce sein, nicht nur die Kür. Und mit diesem Content müssen Marken genau dorthin, wo der Kunde ist – nicht umgekehrt. Stichwort Social Commerce – dort wird es auch auf lange Sicht mehr als genug Interessenten geben. Im eigenen Online-Shop dagegen nicht.
Der Wandel wird rasant!
Wo sich alle einig sind: sehr viel wird sich sehr schnell verändern. Das gilt in den aktuellen Zeiten generell, aber ganz besonders im e-Commerce. Stefan Wenzel prognostiziert, dass sich die Fixkosten durch Automatisierung in den nächsten 18 Monaten halbieren werden – weil es geht oder weil es gehen muss.
Und weil das alles so schnell geht ist Karo Junker de Neui sich sicher: Geschwindigkeit schlägt Strategie! Weil die Zukunft nicht planbar ist braucht es vor allem ein gutes Setup für Veränderung - Lösungen für fast alle Probleme sind vorhanden, wir müssen sie nur konsequenz und an der richtigen Stelle einsetzen. Genau so sehen wir das bei Comsysto Reply auch!

Das war’s für heute – und so geht es weiter
Und bei all der technischen Innovation verlieren wir einen Punkt, den Johannes Altmann sehr betont hat, gerne aus den Augen: viele Händler wünschen sich Kunden, die es gar nicht mehr gibt! Hier ist Realitätssinn gefragt – eine kaum oder gar nicht vorhandene Zielgruppe lässt sich nicht durch Marketing zurückzaubern. Sehr viele Leute in Deutschland haben aktuell sehr wenig Geld für den Konsum zur Verfügung, und natürlich erobert dann die günstige Konkurrenz aus Asien den Markt – und nicht mein eigenes Produkt, das sich niemand leisten kann.
Welche Thesen haltet ihr für plausibel und wo widersprecht ihr vehement? Was fehlt? In zwei Wochen erscheint an dieser Stelle angelehnt an die K5 Thesen mein eigener Ausblick auf die nächsten 12 Monate im e-Commerce. Aber vorher beschäftigen wir uns nächste Woche erst einmal mit einem völlig anderen Thema – lasst euch überraschen!
Bis nächste Woche!
Christian & das Comsysto Reply e-Commerce Lab