B2B ist nicht B2C – und das sollte sich auch im Onlineshop widerspiegeln

Der klassische B2C-Shop kennt seine Erfolgsformel: Storytelling, starke Produktbilder, einfache Checkout-Prozesse. Doch sobald wir den Blick auf das B2B-Segment richten, gelten andere Spielregeln. Wer hier mit einer 1:1 übernommenen B2C-Lösung startet, verschenkt enormes Potenzial – und riskiert, am echten Bedarf der Zielgruppe vorbeizuentwickeln. Gleichzeitig verändert sich die Erwartungshaltung der Nutzer: Viele Geschäftskunden bringen aus dem privaten Online-Shopping ein hohes Maß an Komforterwartung mit – von intuitiver Bedienung über mobil optimierte Oberflächen bis hin zu transparenten Lieferprozessen. Ein moderner B2B-Shop muss daher nicht nur funktional, sondern auch benutzerfreundlich sein. Wir zeigen, worauf es im B2B-Onlineshop wirklich ankommt. Und welche Aspekte Unternehmen schon heute mitdenken sollten, um in diesem komplexeren, aber auch margenstärkeren Markt zu bestehen. Comsysto Reply realisiert seit über 15 Jahren komplexe e-Commerce-Lösungen für Kunden aus allen Branchen. Parallel dazu verfolgen und analysieren wir relevante Trends in unserem e-Commerce Lab, um schon heute bereit für die Herausforderungen von morgen zu sein. Unsere Insights teilen wir hier – jede Woche dienstags!

B2B-Kundschaft will nicht shoppen – sondern beschaffen

B2B-Kundschaft will nicht shoppen – sondern beschaffen

Ein zentrales Missverständnis: Während B2C-Shops oft auf Inspiration und Spontankäufe setzen, geht es im B2B vor allem um Effizienz und Verlässlichkeit. Einkäufer wollen nicht stöbern, sondern schnell und präzise das richtige Produkt finden – oft gleich in mehreren Varianten oder Stückzahlen.

➡️ Eine leistungsfähige Suche mit Filtern nach technischen Parametern, Anbindung an ERP-Systeme und klare Produkthierarchien sind Pflicht.

Preis ist nicht gleich Preis

Preis ist nicht gleich Preis

Im B2B gibt es selten „den einen“ Preis. Stattdessen erwarten viele Geschäftskunden individuelle Konditionen, Staffelpreise und Rabatte – je nach Einkaufsvolumen oder Rahmenvertrag. Auch Ausschreibungsprozesse und Angebotsanfragen sind keine Ausnahme, sondern Alltag.

➡️ B2B-Shops müssen dynamische Preislogiken abbilden können – und zwar ohne die Nutzer mit einem Preisanzeige-Wirrwarr zu überfordern.

Der Checkout ist selten das Ende

Der Checkout ist selten das Ende

Während im B2C der Kaufabschluss meist das Ziel ist, beginnt im B2B hier oft erst der nächste Schritt: Freigabeprozesse, Sammelbestellungen, Lieferavis. Viele Firmenkunden benötigen Rechnungskauf, Zahlung auf Monatsbasis oder ERP-Schnittstellen, um Bestellungen intern weiterzuverarbeiten.

➡️ Wer das nicht unterstützt, fliegt aus dem Warenkorb schneller raus als gedacht – unabhängig vom Produkt.

Login-Bereich statt öffentlichem Katalog

Login-Bereich statt öffentlichem Katalog

Anders als im B2C, wo Sichtbarkeit zählt, sind B2B-Shops oft bewusst nicht für jeden frei zugänglich. Viele Funktionen – wie Preise, Verfügbarkeiten oder Downloadbereiche für technische Daten – stehen nur nach Login zur Verfügung. Der Shop wird zur digitalen Verlängerung des Außendiensts, nicht zur bunten Schaufensterfläche.

Gleichzeitig steigt die Bedeutung von Self-Service-Portalen, in denen Kunden vergangene Bestellungen verwalten, Nachlieferungen auslösen oder Reklamationen digital einreichen können.

➡️ Unterschiedliche Rollen und möglicherweise auch die Klassifikation von Kunden zu berücksichtigen ist im B2B enorm wichtig. Die Individualisierung geht hier weit über aus dem B2C bekannte Aspekte wie Loyalty-Programme hinaus.

Vertrauen entsteht nicht über Influencer

Vertrauen entsteht nicht über Influencer

Im B2C zählen Reichweite, Bewertungen und Instagram-taugliche Bilder. Im B2B zählen Zuverlässigkeit, technisches Know-how und eine saubere Schnittstellenintegration. Das bedeutet: Zertifikate, Whitepaper, CAD-Daten und fundierter Content sind die eigentlichen Conversion-Treiber.

➡️ Content-Marketing im B2B muss Tiefe liefern – und darf ruhig komplex sein. Die Zielgruppe ist es auch.

➡️ Gleichzeitig zeichnet sich ein Trend ab: Auch im B2B gewinnen externe Informationsquellen wie Influencer-Marketing, Branchen-Testimonials oder Expertenmeinungen zunehmend an Bedeutung – vorausgesetzt, sie sind glaubwürdig und fachlich fundiert.

Digitalisierung ersetzt nicht den persönlichen Vertrieb – sie verstärkt ihn

Digitalisierung ersetzt nicht den persönlichen Vertrieb – sie verstärkt ihn

Gerade bei erklärungsbedürftigen oder besonders hochpreisigen Produkten bleibt der persönliche Kontakt ein zentraler Bestandteil im B2B-Vertrieb. Kunden erwarten hier nicht nur eine digitale Bestellmöglichkeit, sondern vor allem auch kompetente Beratung und individuelle Betreuung. Ein moderner B2B-Shop muss daher mehr sein als nur ein digitaler Katalog – er sollte gezielt den Vertrieb unterstützen: durch gemeinsame Warenkörbe, individuelle Angebotsfunktionen, digitale Beratungstools oder CRM-Integration.

➡️ Richtig gedacht wird der Onlineshop so zum verlängerten Arm der Vertriebsmannschaft – und nicht zu ihrem Konkurrenten. So sieht Omnichannel im B2B aus!

Das war’s für heute – und so geht es weiter

Fazit: B2B-Shops sind keine B2C-Shops in grau. Sie sind oft viel komplexer – aber auch lohnender. Die Herausforderungen liegen weniger im Design, sondern in der Technik, in der Logik und in der Integration. Wer es schafft, echte Mehrwerte für Geschäftskunden zu bieten, wird mit hoher Kundenbindung und stabilen Umsätzen belohnt.

In der nächsten Ausgabe werfen wir einen genaueren Blick auf Plattformlösungen im B2B – und welche Rolle Marktplätze dabei künftig spielen könnten.

Bis nächste Woche!

Christian & das Comsysto Reply e-Commerce Lab